Weitsichtigkeit als Folge der fortschreitenden Jugend

Wir alle werden zum Glück älter. Dass man aber im Alter nicht nur weiser wird, wird einem an kleinen Details klar. Zum Beispiel dass man den Eindruck bekommt, die Fahrpläne der SBB würden immer kleiner gedruckt, oder dass die Glühbirnen früher auch schon mal stärker geleuchtet haben, um nur zwei zu nennen.

 

Die Ursache dieser Selbsttäuschung nennt man das Fortschreiten der Jugend oder kürzer: älter werden.

Ich möchte heute auf ein Merkmal eingehen, dass man Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit oder Presbyopie nennt. Die Weitsichigkeit ist auf eine Veränderung der Augenlinse zurückzuführen.

 

Wir wissen, dass sich Zellen das ganze Leben lang teilen und regenerieren. Auf der Haut zum Beispiel werden sie abgeschliffen oder ausgeschieden. Im Auge oder in unserer Augenlinse kann das nicht passieren, weil es sich um ein in sich geschlossenes Organ handelt. Die neu entstehenden Zellen drängen die älteren Elemente gegen die Peripherie der Augenlinse. Diese werden mit der Zeit zusammengedrückt und verwandeln sich langsam in Linsenfasern. Die Faserschicht wird immer dicker und dadurch wird der Linsenrand immer härter und grösser. Die Folge davon ist eine Verhärtung des Augenlinsenkerns, die die Flexibilität der Durchbiegungskraft vermindert.

Bei der Einstellung des Auges auf das Nahsehen wölbt sich die Linse stärker und erhöht somit ihre optische Wirkung. Dies ist zu vergleichen mit der zunehmenden Naheinstellung eines Fotoobjektives. Durch diesen Vorgang wird es uns möglich z.B. einen Faden einzufädeln oder kleine Texte zu lesen.

 

Die Flexibilität der Augenlinse verändert sich schon früh

 

Die Fähigkeit des Auges sich auf die Nähe einzustellen nimmt im 10. Lebensjahr gegenüber einem Neugebohrenen schon um ca. 25%, bei einem 20jährigen um ca. 50% ab. Mit ungefähr 45 bis 50 Jahren ist die Linsenkernverhärtung soweit fortgeschritten, dass sie sich langsam aber sicher nachteilig auf unser tägliches Leben auswirkt.

Natürlich wird eine Leseratte diese Wirkung schneller feststellen als ein Hobbygärtner, da der Bücherfreak abends seine Augen stärker beansprucht als der Gärtner beim Pflanzengiessen. Aber auch am Arbeitsplatz braucht der werdende Weitsichtige plötzlich mehr Licht auf seinem Schreibtisch als früher oder die Schneiderin macht beim Nähen auf dunklem Stoff nicht mehr perfekt parallele Säume. Auch das Ablesen des Datums auf der Armbanduhr wird zur echten Herausforderung.

 

Erste Anzeichen beachten

 

Der Beginn der Weitsichtigkeit wird spürbar mit schnellerer Ermüdung oder Unlust zu lesen. Man kann das temporär vermeiden, indem man halt die Arme etwas ausstreckt, was man in einem romantisch beleuchteten Restaurant immer wieder gut beobachten kann. Auch wenn sie zum Beispiel im Büro schreiben und dann schnell an der Kirchuhr die Zeit ablesen wollen, dauert es zunehmend länger, bis sie die Zeiger scharf sehen können. Das folgt daraus, weil die Linse mehr Zeit braucht, sich vom angespannten Zustand zu entspannen und ihnen somit erst einige Sekunden später ein scharfes Bild liefern kann.

 

Die erste Nahkorrektur

 

Es wird langsam Zeit sich mit dem Gedanken an eine Lesebrille anzufreunden um die verflossene Lebensqualität zurückzuerhalten. Bei einer Lesebrillenkorrektur wird nur ein Teil der Arbeit der Augenlinse abgenommen, sodass sie sich trotzdem noch anspannen muss um in die Nähe gut zu sehen. Man macht dies um das „ Fitnesstraining“ der Augenlinse nicht zu unterbinden. Als junge weitsichtige Person um die 45 Jahre, sind die Intervalle der notwendigen Nachkorrektur kürzer und die Korrektursprünge höher. Mit zunehmender Reife werden diese Sprünge jedoch kleiner und die Intervalle länger. Das heisst, dass sich die Nahkorrektur ab 60 Jahre kaum mehr verändern wird.

 

Auch die Augen brauchen einen regelmässige Vorsorge

 

Alle 2 Jahre sollten Sie sich Ihre Augen überprüfen lassen. Ihr Sehvermögen verändert sich sehr langsam und meistens unbemerkt. Man gewöhnt sich an eine schlechtere Sehschärfe und sieht den Unterschied nur im Vergleich. Bei einer Routinekontrolle werden Ihnen das Fern- und Nahsehen überprüft, den Augeninnendruck gemessen, sowie die Hornhaut, Linse und den Augenhintergrund inspiziert. Warten Sie nicht zu lange damit, denn die kommenden Winterabende sollen Sie ja mit Lesen und Fernsehen geniessen können.